Ganz so einfach ist die Formel für den Plunderteig nicht, da gibt es viel darüber zu erzählen. Für mich ist guter Plunderteig aus Bio-Zutaten die Königsdisziplin des Süßgebäcks, da man das Wissen über zwei Teigarten (Hefeteig und Blätterteig) kombiniert einsetzen muss. Dazu braucht es viel Wissen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl für die richtige Temperatur, Gärzeit sowie die richtige Dosierung Wasserdampf „Schwaden“ im Backofen.
Das spannende bei diesem Teig ist, dass die Lockerung des Teiges durch zwei Faktoren passiert: einmal wie beim Hefeteig biologisch durch die Hefebakterien (also durch einen Gärvorgang wie beim Hefeteig) und dann wie beim Blätterteig physikalisch durch das eingearbeitete Fett, genannt Ziehfett. Das Fett trennt nämlich die einzelnen Teigschichten und so kann sich beim Backen zwischen den Teigschichten heiße, mit Wasserdampf versetzte, Luft ausdehnen, womit der Teig das zweite Mal gelockert wird und gleichzeitig seine blättrige Struktur erhält. Wenn der der Fettanteil im Teig sehr hoch ist, kommt die physikalische Lockerung durch die heiße Backluft stärker zum Tragen.
Nach der Herstellung des leichten Hefeteigs kommt der nächste Schritt. Man startet mit dem sogenannten „Tourieren“. Hier ist die Temperatur wichtig, es darf nicht zu warm sein, damit das Fett nicht „schmiert“. Während der Ruhephase des Hefeteigs bereitet man eine quadratische Fettplatte vor die kleiner als der ausgerollte Teig sein muss. Die zuvor gut gekühlte Fettplatte wird auf den ausgerollten Teig gelegt und die Teigränder werden vollständig über der Fettplatte eingeschlagen. Der Teig wird wieder gekühlt, wieder ausgerollt, nochmal eingeschlagen und gekühlt, sodass je nach Gebäck mehrere Schichten entstehen, die jeweils die Fettplatte in der Mitte haben. So kann der Teig beim Backen dann schön „plu(n)dern“ (= aufgehen, lockern), so wird das blättrige Aufgehen genannt und daher auch der Name des Teiges. Ganz wichtig beim Plunderteig ist es eher kühl zu arbeiten, denn die Fettschichten im Teig dürfen niemals zu warm werden, damit sie sich nicht mit dem Hefeteig vermischen oder „verschmieren“. Letzteres ist speziell heikel, wenn man mit Butter arbeitet.
Faszinierend ist für mich, dass es Plunderteig in so vielen regionalen Ausprägungen gibt, den deutschen Plunderteig etwa für die bekannten Obstkuchen, „Franzbrötchen“, Schnecken, Golatschen, den dänischen Plunderteig (daher auch der Name danish pastry im englischen) und die französische Variante für das legendäre französische Croissant oder Pain au Chocolat.
Wir nehmen für unseren Plunderteig folgende Zutaten: Weizenmehl, Butter, Eier Rohrohrzucker, Hefe, Milch (natürlich alles Bio wie alles von uns) sowie Meersalz und natürlich je nach Sorte des Plundergebäcks Obst, Nüsse, Topfen etc. Aus unserem Plunderteig machen wir saisonal belegte Obstfleck, Topfengolatschen, Schnecken, unsere Zaunerkipferl, den Powidlzipf und natürlich unsere neueste Sorte der "Zimtfranzi" - unsere wienerische Version des Franzbrötchens (das beliebte Zimtgebäck der Hamburger).