Brot backen ist für mich Berufung und nicht nur bloßer Beruf. Als ich mich 1997 selbstständig machte, wollte ich dieses jahrhundertealte Handwerk wiederaufleben lassen: mit Sauerteigbroten aus dem Holzofen. In den Industriebäckereien hatte sich die Jahrzehnte davor ein fertiges Konzentrat aus dem Kanister durchgesetzt, um den Vorgang zu beschleunigen - fast niemand machte sich mehr die Mühe Sauerteig selbst anzurühren.
Das wollte ich ändern. Schließlich sorgt dieser Teig mit der leicht säuerlichen Note für einen herrlichen Geschmack und macht Brot lange haltbar. Guter Sauerteig und damit gutes Brot braucht nämlich vor allem eines: genügend Zeit zum Reifen. Diese Zeit wollte ich dem Brotteig wieder zurückgeben. So begann ich den „Urteig“ unseres Sauerteigs aus Roggenmehl und Wasser zu mischen. Dieser Teig wird immer noch verwendet und ist so alt wie unsere Bäckerei also mehr als 20 Jahre. Wir nehmen ihn überall hin mit, sogar nach Bangkok.
Er wird in einem dreistufiges Verfahren mit Mehl und Wasser angemischt. Für den Vorteig wird Roggenmehl mit Wasser vermischt. Dieses Getreide kann nämlich ohne die Säuerung gar nicht gebacken werden im Gegensatz zu Weizen, bei dem auch Hefe für die Gärung verwendet werden kann. Zuerst rühren wir also Roggenmehl mit Wasser an und stellen das Gemisch an einen ruhigen wohltemperierten Ort zum Rasten. Nun geben wir dem Teig vier bis fünf Tage Zeit um zu gären. So entwickeln sich nacheinander Hefepilze, Essig- und Milchsäurebakterien. Die Hefepilze sind dabei für das Aufgehen des Teiges, die Essig- und Milchsäurebakterien wiederum sind für den charakteristischen Geschmack verantwortlich. Um den Sauerteig am Leben zu erhalten wird er täglich gefüttert d.h. wir rühren ihn dreimal pro Tag mit Wasser und Mehl auf. In großen Bäckereien ist dieser Vorgang computergesteuert, bei Gragger rühren wir den Sauerteig aber noch selbst im Kessel. Dank der langen Ruhezeit hat das Mehl genügend Zeit sich mit dem Wasser zu verbinden. Der Backvorgang im Holzofen zaubert schließlich eine starke Kruste, durch die die gespeicherte Feuchtigkeit nicht so schnell entweicht. Das Brot bleibt so lange frisch und knusprig.
Da der Teig sehr sensibel auf Temperatur und Feuchtigkeit reagiert, unterscheiden sich unsere Sauerteigbrote in ihrem Geschmack je nach Standort der Backstube etwas. Wien, Berlin oder Bangkok - jeder unserer Brotlaibe ist einzigartig und vom Klima vor Ort geprägt. Unseren Sauerteig geben wir auch gerne an unsere Kundschaft weiter. Wir unterstützen alle, die selbst Brot backen wollen, denn so wird der Geschmack guten Brots und die Arbeit der Handwerksbäckereien wieder wertgeschätzt.